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Sankt Martin

Helfer in der Not

MARTIN

 

Der junge Martin befand sich fern seiner Truppe. Das Soldatenleben war ihm zuwider. Nur, weil sein Vater ein römischer Offizier war, wurde von ihm erwartet, dass er in seine Fußstapfen trat.

Sie waren im Norden stationiert und er musste raus, brauchte ein wenig Abstand, Zeit für sich. Es war ein klirrend kalter Winterabend und seine Kameraden saßen bei heißem Gewürzwein und dem Würfelspiel in der Taverne. Martin sattelte sein Ross.

 

Am Stadttor grüßte er die Wachen und als er hindurch war, sah er einen Mann, der spärlich bekleidet auf ihn zukam. Er fror sichtlich und sprach Martin an.

            „Herr, habt Mitleid und gebt mir ein Almosen.“ Martin hatte außer seinen Waffen nichts bei sich. Der Bettler litt augenscheinlich am meisten unter der Kälte und so nahm er seinen Mantel von den Schultern und teilte den Stoff mithilfe seines Schwertes der Länge nach durch.

 

Der Bettler traute seinen Augen nicht, als der Soldat seinen kostbaren Mantel zerstörte und ihm dann die Hälfte zuwarf. Erstaunt fing er sie auf. Sofort wickelte er den noch warmen Stoff um seinen Körper und fiel dankbar auf die Knie. Martin aber schlang seinen Teil wieder um die Schultern, nahm die Zügel auf und trieb sein Pferd an.

 

Die Wachen, die Zeuge dieser Szene waren, schüttelten die Köpfe. Wie konnte man den edlen Mantel, der zur Uniform der Soldaten gehörte, für einen Bettler zerschneiden?

 

Es ist nicht überliefert, ob die Stadtwache oder der Bettler die gute Tat weitererzählt hatten, aber sicher musste sich der arme Mann des Öfteren erklären, wie er an das edle Kleidungsstück gekommen war.

 

Martin aber, hatte in der Nacht einen wundersamen Traum. Jesus trat in Gestalt des Bettlers auf ihn zu und trug seine Mantelhälfte. Von da an war sein Leben vom christlichen Glauben geprägt. Er ließ sich taufen und wandte dem Militär den Rücken.