· 

Bambi - Hoppel - und Co

Flora: 

Kayla, stopp... Bleib.

Kayla:

Warum flüstert  sie jetzt? Das Reh hat uns schon längst gehört oder wenigstens gewittert. Aber, wenn sie meint... Da stehen sie und schauen uns an. Eine Ricke mit zwei Jungtieren und ein Bock. Wenn es der ist, der immer so brüllt, dann kriegen wir gleich ordentlich was auf die Ohren. Wir schleichen vermeintlich näher und ich werde gelobt, weil ich nicht an der Leine ziehe und keinen Laut von mir gebe. Aber sei dir sicher: ich habe alles genau im Blick und mein Riechorgan arbeitet auf Hochtouren. Langsam haben wir uns ein Stück näher angepirscht - ok, was Flora oder die Menschen allgemein so unter Pirschen verstehen. Der Brüller. Die kleinen Steinchen auf dem Weg knirschen unter ihren Sohlen und das wenige Laub, das bereits gefallen ist, raschelt.

Außerdem klappern die Ringe der Hundeleine an dem ganzen Zeug, das Flora umhängen hat. Manchmal erinnert mich mein Frauchen an den Tannenbaum zu Weihnachten. Der ist genauso behangen. Umhängeleine, an der meine Schleppleine befestigt ist, Gürteltasche für Handy, Pfefferspray, Tüten für meine Hinterlassenschaften, Letterman für alle Eventualitäten der Tierrettung, Pfeife und zuletzt das einzig Wichtige: der Beutel mit meinen Leckerlis. Davon könnte sie jetzt mal eins rüberwachsen lassen! Wir halten wieder an, jetzt ziemlich nah. Beobachten und werden beobachtet. Ich stupse meine Nase an Floras Hand, meine Art zu sagen, dass es höchste Zeit für eine Belohnung ist. Und tatsächlich: Ein Griff in den Brustbeutel. Endlich. Schmatz. Lecker. Die Rehe stehen immer noch da, die Jungtiere äsen schon wieder und auch der Bock macht keine Anstalten, bellend davonzuspringen. An Floras seligem Lächeln sehe ich, dass sie zufrieden ist.

Wir sind da unterschiedlicher Ansicht. Ich finde es lustiger, wenn das Wild davonjagt, bestenfalls mit mir auf den Fersen.

Wir setzen unseren Weg in Marschgeschwindigkeit fort, die Rehe schauen uns nach. Wieder aus dem Wald heraus, kommen wir auf den Weg, der durch die Maisfelder führt und meine feine Nase nimmt bald einen herrlichen Duft auf: Hase!

Mein absolutes Metier. Meine Gene setzen mich in aller höchste Alarmbereitschaft. Die Rute im Bogen nach oben gestellt, die Nase im Turbo über dem Weg entlang. Rechts, links, vorwärts, nochmals zurück. Flora! Losmachen! Bitte! Bitte! Schnell! L o s m a c h e n!!! Ich werde nicht erhört und will mich gerade ins Maisfeld stürzen. Genau diese Reihe ist die Mümmelnase langgelaufen. Ganz sicher!

Flora:

"Stopp!Zurück!" Ein Pfiff, der eine klare Ansage bedeutet.

Kayla:

Zu spät! Sorry. Ich muss hier lang. Blöd nur, dass ich diese vermaledeite Schleppleine hinter mir herziehe. Nicht lange und es geht nicht mehr weiter. Oh weh. Die schmale Leine hat sich wie der Faden auf einem Webrahmen um die stabilen Maisstängel geflochten. Ich kann mich keinen Zentimeter mehr rühren. Ende Gelände.

Flora:

"Nicht Dein Ernst?"

Kayla:

Oh, oh. Floras Blick spricht Bände und sieht gar nicht nach Leckerli aus. Mit der Ermahnung, jetzt ja nicht davonzurennen, leint sie mich ab, damit ich wieder auf den Weg komme. Sie macht sich an die Aufgabe die Leine aus dem Feld zu popeln. Ich mache brav Sitz und rühre mich nicht vom Fleck. Der Hase ist sowieso längst über alle Berge. So ein Mist aber auch!

Flora hat's geschafft, die Leine zu entwirren. Ich lege entschuldigend meinen süßesten Unschuldsblick auf, bei dem ich die Ohren so richtig lang hängen lasse.

Und siehe da: Dann gibt es doch noch ein Schmackofatz, bevor wir weitergehen. Ob für das Sitzenbleiben ohne Leine oder wegen meines ganz speziellen Charms, weiß ich nicht. Und das ist letztendlich ja auch gar nicht wichtig. ;-)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0